Das Herz eines Erwachsenen pumpt in Ruhe ca. 5-6 Liter Blut in der Minute durch den Körper. Das ist eine riesige Menge. Im Jahr summiert sich das auf um die drei Millionen Liter!
Das Blutgefäßsystem kann man sich vorstellen wie ein sich immer weiter verzweigendes Rohrleitungsnetz. Die Hauptschlagader hat direkt hinter dem Herzen einen Durchmesser von ca. 3 cm (je nach Geschlecht und Größe). Dabei hat das Blut eine Geschwindigkeit von ca. 1 Meter pro Sekunde. Dahinter werden die Gefäße immer mehr und der Durchmesser immer kleiner. Der Austausch von Sauerstoff und "Nährstoffen" findet in unzähligen (und unzählig ist genau so gemeint), winzigen Haargefäßen statt. Eine solches Haargefäß (Kapillare) hat einen Durchmesser von ca. 6 µm (1000 µm = 1 mm). Ein rotes Blutkörperchen kann sich genau durch das winzige Gefäß durchzwängen und schmiegt sich dabei an die Wand an. Nur so kann der Sauerstoff ins Gewebe übertreten. Das schafft das rote Blutkörperchen aber nicht mit der hohen Geschwindigkeit von 1 m/s (das sind über 3,5 km/h).
Also muss das Blut gebremst werden, bevor es in die kleinsten Gefäße fließen kann.
Bluthochdruck entsteht in den Widerstandsgefäßen
Dafür sind den Kapillaren sogenannte Arteriolen vorgeschalten. Die sind noch immer winzig, aber haben deutlich größeren Durchmesser als die Kapillaren. Die Arteriolen können sich erweitern und verengen. So regeln sie den Blutfluss in den winzigen Haargefäßen.
Ist die Stellung der Arteriolen im "Normalbetrieb" schon zu eng, entsteht Bluthochdruck.
Das Herz bekommt den Auftrag eine gewisse Menge Blut zu pumpen (in Ruhe 5-6 Liter in der Minute). Es bringt nur so viel Druck auf wie es muss. Der Druck den das Herz aufbringen muss, hängt in erster Linie von der Stellung der Arteriolen ab.
...und wann hat man denn jetzt Bluthochdruck?
Der normale Blutdruck ist 120/80 mmHg, oder niedriger. Wenn in Ruhe ständig Werte über 140/90 gemessen werden, dann spricht man von Bluthochdruck.
Unterbrechung: Was sollen eigentlich diese seltsamen Werte? Die Einheit mmHg ist uralt und wird für sonst nichts verwendet. Früher hatte man Blutdruckmessgeräte die eine genormte Quecksilber Säule in einem Glasröhrchen hochgepumpt haben (das sah so ähnlich aus wie ein überdimensioniertes, altes Fieberthermometer). Die chemische Abkürzung für Quecksilber ist Hg und die mm sind die Millimeter die das Quecksilber in der Säule (Glasröhrchen) beim Aufpumpen der Blutdruckmanschette gestiegen ist.
Das Herz ist keine moderne Pumpe. Es arbeitet eher wie eine alte Schwengelpumpe aus Oma´s Garten. Wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht, wird ein Schwall Blut in die Hauptschlagader „ausgepresst“ (so ca. 70 ml…bei einer Herzfrequenz von 70 Schlägen pro Minute..70x70ml= 4900 ml, also ca. 5 L/min.) Bei diesem Auspressvorgang (der Systole) wird der maximale Druck erreicht. Wenn sich der Herzmuskel entspannt, und wieder mit Blut füllt, kommt erstmal nichts nach und der Druck in den großen Blutgefäßen sinkt ab. Weil die großen Blutgefäße elastisch sind, und sich in der Systole etwas ausdehnen und in der Entspannungsphase des Herzmuskels (der Diastole) wieder etwas zusammenziehen, sinkt der Druck nicht auf Null ab. Der minimale Druck im Gefäßsystem ist dann ungefähr bei 80 mmHg.
Bluthochdruck messen wir in den großen Blutgefäßen, entstehen tut er aber in den Winzigen!
Es ist wichtig etwas gegen Bluthochdruck zu unternehmen!
Leider spürt man zu hohen Blutdruck meist nicht. In den seltensten Fällen führt eine extreme Blutdruckspitze zu einem akuten und direkten Schaden. Eine Hirnblutung oder ein Schlaganfall durch eine Blutdruckentgleisung macht zwar vielen Menschen Angst, ist aber selten. Viel öfter entwickelt sich Bluthochdruck heimlich, still und leise und richtet unbemerkt einen chronischen Schaden an.
Das Herz pumpt die Unmenge an Blut täglich, ein hoffentlich langes Leben lang. Das geht leichter, wenn es gegen einen niedrigeren Widerstand anpumpen muss, also mit weniger Druck. Bluthochdruck führt über längere Zeit zu einer Verdickung der Herzwände und irgendwann dadurch zu einer Verschlechterung der Durchblutung des Herzmuskels. Irgendwann wird das Herz dann schwach. Herzschwäche nennen wir Herzinsuffizienz und die können wir zwar behandeln, aber vollständig erholen kann sich ein insuffizientes Herz nicht.
Auch die Blutgefäße leiden unter ständig zu hohem Druck. Bluthochdruck ist einer der Hauptrisikofaktoren für Arteriosklerose (auf deutsch: Arterienverkalkung, warum der Begriff so schlecht gewählt ist, erkläre ich an anderer Stelle). Davon sind besonders auch die großen Blutgefäße betroffen. Arteriosklerose führt in den meisten Fällen zu Engstellen. An den Halsschlagadern kann das zu einem Schlaganfall führen, an den Herzkranzgefäßen zu einem Herzinfarkt. Egal wo, Engstellen führen zu Durchblutungsstörungen und die kann man nirgendwo gebrauchen.
In der Hauptschlagader bilden sich weniger oft Engstellen als Aussackungen, so genannte Aneurysmen. Die Wand verliert durch Arteriosklerose an Elastizität und leiert aus. Irgendwann kann es zum Einriss des Blutgefäßes kommen. Durch die Hauptschlagader fliest innerhalb von 1-2 Minuten nahezu das gesamte Blutvolumen eines Menschen. Leicht vorstellbar, dass so ein Gefäßriss nicht leicht zu überleben ist.
In der Niere leiden die kleineren Arterien unter Bluthochdruck, was die Niere langfristig schwächt.
Die Liste der Schäden durch Bluthochdruck ist lang, zu lang für diesen Beitrag. Zusammenfassend kann man sagen: Bluthochdruck ist für gar nichts gut und für fast alles schädlich.
Warum bekommt man Bluthochdruck?
Also gut, oben steht ja, der Bluthochdruck entsteht in den mini kleinen Gefäßen, die zu eng zusammengezogen sind und daher einen zu hohen Widerstand bieten. Aber warum sind Arteriolen denn zu eng?*
Die Steuerung der Arteriolen ist komplex und erfolgt durch Hormone. Das ist notwendig, um den Blutfluss an den Bedarf der einzelnen Organe anzupassen. Die Steuerung übernimmt unser vegetatives Nervensystem. Das ist ziemlich alt und das letzte Update war wahrscheinlich vor 70.000 Jahren. Um körperliche Spitzenleistung zu bringen, müssen andere Bereiche vorübergehend auf etwas Blut verzichten. Wenn man also vor dem Wolfsrudel flüchten muss, ist es sinnvoll im Magen-Darmtrakt etwas mit Blut zu sparen. Wer würde denn was essen wollen, wenn er gerade um sein Leben rennt. Wir rennen zwar selten noch um unser Leben (auch wenn der Wolf wieder zum Thema wird…), aber in dem vegetativen Zustand sind wir dennoch oft. Wir nennen das heute „im Stress sein“ und wahrscheinlich sind wir heute noch öfter im Stress als wir vor 70.000 Jahren vor dem Wolf davongerannt sind.
Stress ist ein Risikofaktor für alles Mögliche, auch für Bluthochdruck. Insgesamt scheint es problematisch, dass wir mit der genialen, aber auch alten „Konstruktion“ Mensch ein Leben führen, das sich so schnell verändert hat. Die Evolution ist langsam, sehr langsam. Der Mensch ist die meiste Zeit vor irgendwas weggelaufen, oder zu irgendwem hingelaufen. Die Stressreaktion des Körpers, die es ermöglicht hat körperliche Höchstleistung zu bringen, um zu überleben ist nicht die einzige überholte Funktion.
„Alexa mach das Licht aus“ ist noch nicht evolutionär erfasst. Daher ist der zunehmende Bewegungsmangel ein weiterer Risikofaktor für Bluthochdruck.
* Die Arteriolen verengen sich aktiv durch Muskelkraft. Es ist nicht die Arterienverkalkung, die hierzu führt, sondern eine Fehlsteuerung. Das ist etwas verwirrend und ich habe früher auch geglaubt, Bluthochdruck sei Folge der Arterienverkalkung. Es ist umgekehrt: Arterienverkalkung ist meist die
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